Der ultimative Guide für Einsteiger: Was ist Tantra?

Was ist Tantra? Eine Frage, tausend Antworten: Tantra ist eine spirituelle Praxis mit Wurzeln im Hinduismus. Eine Weltanschauung, um sich geistig zu befreien und selbst zu erkennen. Gleichzeitig ist es eine Philosophie, die sich um die Einheit von Geist, Körper und Seele mit dem Universum dreht. Es ist eine neo-esoterische Strömung mit einem starken Fokus auf die Sexualität. Es ist eine Art, mit Achtsamkeit und Selbstfürsorge durch Leben zu gehen. Und ja, es geht auch um Sex.

Kurz: Wenn du drei Tantriker fragst, bekommst du acht Antworten. Und alle sind richtig.

Es ist einfacher zu erklären, was Tantra nicht ist:

• keine (Ersatz-)-Religion und kein Kult
• nicht ausschließlich auf die Sexualität bezogen
• kein Swingerclub mit Räucherstäbchen
• kein esoterischer Hokuspokus
• keine Therapie für angeschlagene Beziehungen
• mehr als Massagetechniken und Rituale

In seiner ursprünglichen Form ist Tantra eine Lebensphilosophie, die zu Selbstliebe und spiritueller Erleuchtung einlädt. Klingt nicht besonders sexy, oder? Das dachten sich die deutschen Hippies und New-Age-Esoteriker auch, als sie das Konzept von ihren Reisen nach Indien mit nach Hause gebracht haben. Neo-Tantra hat einen viel stärkeren Fokus auf sexuelle Energien und Beziehungsthemen. Anbieter von Paarseminaren, Liebesschulen und Massagestudios haben eine eigene Variante von Tantra geschaffen: sexpositiv, sinnlich, spirituell und selbstbewusst.

Warum zählen Tantra und erotische Massage zum Rotlichtbereich?

Wenn wir im Redlight Guide über Tantra sprechen, meinen wir meistens die bekannte Tantra-Massage, die mehrere Stunden dauert und den ganzen Körper einschließt – inklusive Intimbereich. Und genau da liegt der Knackpunkt. Wer Tantra-Massagen anbietet, muss sich als Prostituierte registrieren, obwohl es zu keinem Sex mit den Gästen kommt. Es ist dennoch eine sexuelle Dienstleistung, die unter das Prostituiertenschutzgesetz fällt.

Gemeinsam mit anderen Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern kämpfen Tantra-Profis für sichere, faire und geschützte Arbeitsbedingungen. Aktuell dreht sich die politische Arbeit um das drohende Sexkaufverbot. Das nordische Modell der Freierbestrafung würde jegliche Form der Sexarbeit kriminalisieren.

Der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) plant vom 02. bis 07. Juni 2024 eine Aktionswoche zum Internationalen Hurentag. Die Veranstaltungen stehen unter dem Motto „Ein Blick hinter die Kulissen der Sexarbeit“. Mehr dazu erfährst du demnächst in den Redlight News!

Mit Körper und Seele: Spirituelle Erotik erleben

Ja, Tantra ist mehr als schnöder Sex. Aber gleichzeitig geht es um die sexuellen Energien, die durch den Körper fließen, um intensive Körperlichkeit und Intimität, um die Befreiung von gesellschaftlichen Tabus. Was könnte erotischer sein?

Sexualität ist ein Thema voller Tabus. Im Tantra ist sie jedoch ein wichtiger Aspekt der Menschlichkeit. Eine Quelle der Kraft und Schlüssel zur Vereinigung mit dem Universum. Du bist eins mit allem, was existiert. Aber wir müssen gar nicht so weit gehen: Die sexuelle Energie ist wichtig, um die persönliche Entwicklung und die Verbindung zu deinem Lieblingsmenschen zu fördern.

Die Tantra-Massage ist ein Mittel, um diese Verbindung herzustellen. Im Gegensatz zu weniger spirituellen Massagen geht es dabei um die bewusste Verehrung des Körpers und speziell der Sexualorgane. Der weibliche Schoßraum (Yoni) und das männliche Geschlechtsorgan (Lingam) sind in der Tantra-Lehre das Zentrum der körperlichen Energie. Der Orgasmus ist nicht das Ziel, sondern maximal ein netter Nebeneffekt.

Spirituelle Erotik hat noch viel mehr Dimensionen. Gegenseitiger Respekt und Achtung, Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst und anderen Menschen, Selbstliebe, Vergebung und Kommunikation: Auch abseits der geistigen Welt hat Tantra viele positive Seiten.

Mehr als Massagen: Was passiert bei einem Tantra-Seminar?

Tantra ist nicht gleich Tantra. Deswegen gibt es auch keinen allgemeingültigen Ablaufplan für Tantra-Seminare oder andere Veranstaltungen im Räucherstäbchen-Dunstkreis. Jede Veranstaltung ist anders und legt den Fokus auf verschiedene Aspekte der Tantra-Lehre. Manche Seminare sind speziell für Paare oder für ein einzelnes Geschlecht gedacht, andere drehen sich um generelle Techniken aus der Lebens- und Liebesschule.

Ein typisches Tantra-Seminar beginnt mit einer kleinen Vorstellungsrunde. Ja, dabei kommen manchmal die gefürchteten Kennenlern-Spiele zum Einsatz, um das Eis zu brechen. Aber genauso häufig gibt es eine Atem- oder Meditationsübung, um sich auf das Kommende einzustellen. Im Zentrum steht immer der Körper. Tanz, Massagevorführungen, Berührungsspiele und Achtsamkeitsübungen sollen dich in bewussteren Kontakt mit dir selbst (oder deinem Partner) bringen.

Übrigens: Du musst beim Tantra nicht nackt sein, falls dir das unangenehm ist. Es gibt (fast) immer große Tücher, die sogenannten Sarongs, um dich zu bedecken. Im Tantra basiert alles auf Freiwilligkeit. Falls du dir unsicher bist, wie hoch der Nacktheits- oder Selbsterfahrungsanteil ist, kannst du bei der Seminarleitung nachfragen. Es gibt auch Angebote, die größtenteils aus Theorie und Diskussion bestehen.

Checkliste: So findest du ein gutes Tantra-Studio

• Location und Sichtbarkeit: Wo befindet sich das Tantra-Studio? Wie seriös wirkt die Webseite oder der Eintrag im Redlight Guide? Gibt es ein Impressum? Was sagen die Bewertungen?
• Qualifikationen: Wer sind die Menschen, die als Seminarleitung dienen? Haben sie fundierte Kenntnisse über Beziehungsarbeit, Tantra und persönliches Coaching? Welche Zertifikate oder Ausbildungen bringen sie mit?
• Philosophie: Passt der Ansatz des Studios zu dir/euch? Liegt der Fokus eher auf esoterischen Praktiken oder handfesten Angeboten zum Massieren lernen? Gibt es klare Richtlinien für ethisches Verhalten und professionelle Standards im Studio?
• Angebote: Bietet das Studio eine Vielfalt an Seminaren an, die auf verschiedene Bedürfnisse und Erfahrungsstufen zugeschnitten sind?

• Kommunikation und Transparenz: Werden deine Fragen klar und transparent beantwortet? Gibt es Richtlinien und Informationen, was während der Seminare passiert und welche Erwartungen sie an die Teilnehmer haben?
• Geschlechterverhältnis: Gibt es ein Konzept, um für ein ausgeglichenes Verhältnis von Männern und Frauen zu sorgen? Musst du als Single-Gast einen Massagepartner mitbringen?
• Selbsterfahrungsanteil: Wie viel Aktivität erwartet das Seminar von seinen Teilnehmern? Musst du nackt sein? Besteht die Möglichkeit, eine Pause einzulegen?
• Preise und Zahlungsmöglichkeiten: Welche Preise werden für die Seminare verlangt und was ist in den Kosten enthalten? Gibt es eine klare Preisstruktur ohne versteckte Gebühren?
• Dein Bauchgefühl: Die wichtigste Frage: Fühlst du einen positiven Vibe? Wenn du dich bei einem Studio unwohl fühlst, ist es besser, weiterzusuchen.