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Bundestagswahl 2025: Sexarbeit in den Wahlprogrammen

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Prostitution ist politisch. Am 23. Februar findet die vorgezogene Bundestagswahl 💌 statt, wo auch über die Zukunft der Sexarbeit in Deutschland entschieden wird. Der einvernehmliche, legale Austausch von sexuellen Dienstleistungen gegen Geld ist jede Wahlperiode ein umstrittenes Thema. Du möchtest dich darüber informieren, was die Parteien über Sexarbeit, Prostitution und das Rotlichtgewerbe sagen? 📯 Wir haben alle Wahlprogramme zur Bundestagswahl 2025 analysiert und geschaut, was die sieben größten deutschen Parteien zum Thema Sexarbeit im Programm haben. 

Was sagen die Wahlprogramme 2025 zu Sexwork und Prostitution?

In Deutschland ist Sexarbeit legal und durch das Prostituiertenschutzgesetz von 2017 reguliert. Sexarbeitende müssen sich anmelden und regelmäßig gesundheitliche Beratungen wahrnehmen, Bordelle brauchen eine behördliche Erlaubnis. Zwangsprostitution und Menschenhandel sind selbstverständlich strafbar. Trotzdem argumentieren einige politische Gruppen für die Abschaffung der legalen Prostitution in Deutschland – angelehnt an das nordische Modell der Freierbestrafung.

Wir können dir natürlich keine umfassende Wahlempfehlung geben. Sexarbeit ist nur ein Punkt von vielen auf der politischen Tagesordnung. Aber wenn dir das Thema wichtig ist, möchtest du sicher wissen, was die Parteien dazu in ihrem Wahlprogramm geschrieben haben. Wir haben alle Programme durchgelesen und andere Informationen gesammelt, damit du am 23. Februar gut informiert an die Wahlurne treten kannst.

Der Berufsverband Sexarbeit (BesD) hat noch mehr Wahlprogramme analysiert und Stellungnahmen einzelner Parteien bekommen. Mehr Informationen findest du hier.

CDU/CSU

Die Union erwähnt den Schutz von Prostituierten nur am Rande im Bereich „Recht und Ordnung“.

Immer noch gibt es Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch. Menschenhandel, Zwangsprostitution und Clankriminalität sind ein großes Übel und müssen bekämpft werden. Das „Dreisäulenmodell“ kann dabei als Orientierung dienen. Ein besonderer Fokus soll dabei auf der Präventionsarbeit liegen.

Quelle: Wahlprogramm der CDU/CSU

Das „Dreisäulenmodell“ umfasst die Freierbestrafung nach nordischem Modell. Wer einvernehmliche, bezahlte erotische Dienstleistungen in Anspruch nimmt, soll sich nach diesem Vorschlag strafbar machen. Außerdem beinhaltet der Plan einen Ausbau von Präventionsmaßnahmen, vermehrte Ausstiegshilfen und verschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung von Zwangsprostitution und Menschenhandel.

SPD

Das Wahlprogramm der SPD beinhaltet keine Aussage zum Thema Prostitution und Sexarbeit.

In der Vergangenheit war die SPD meist eher auf Seiten der Berufsverbände und Organisationen, die sich für legale, sichere und selbstbestimmte Sexarbeit einsetzen. Es gibt keinen aktuellen Beschluss, man wartet wahrscheinlich auf die Evaluation. Gut zu wissen: Die Partei hat sich 2020 gegen ein Sexkaufverbot ausgesprochen. Aber: Einzelne Stimmen fordern immer wieder ein Verbot. Es ist also schwer abzuschätzen, wie sich die Partei im Falle einer Regierungsbeteiligung verhalten wird.

GRÜNE

Im vorläufigen Wahlprogramm sagen die GRÜNEN Folgendes zum Thema Sexarbeit:

Die Rechte und die Gesundheitsversorgung von Sexarbeiter*innen werden wir menschenrechtsbasiert stärken. Denn so wie die Zustände zurzeit sind, können sie nicht bleiben. Gezielte Unterstützung, insbesondere für Prostituierte in prekären Situationen, muss auch durch aufsuchende Hilfen und Beratungen, gerade beim Ausstieg aus der Prostitution, verstärkt werden. Prostitutionsstätten müssen strenger kontrolliert, die Standards zur Betriebserlaubnis erhöht und die Befugnisse des Zolls erweitert werden, um gesetzlich vorgeschriebene Arbeitsbedingungen zu gewährleisten und die Selbstbestimmung und Sicherheit der Betroffenen sicherzustellen. Sobald die Ergebnisse der Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes vorliegen, sollen Bund, Länder und Kommunen sowie Betroffene und Expert*innen auf dieser Grundlage gemeinsam ergebnisoffen beraten, welche Änderungen am Gesetz notwendig sind, um die Situation in der Prostitution zu verbessern, ohne die Prostituierten zu stigmatisieren oder zu kriminalisieren.

Quelle: Regierungsprogramm der Grünen

FDP

Die FDP hat auf ihrer Webseite einen Bereich zum Thema Sexarbeit, auch wenn der es nichts ins vollständige Wahlprogramm geschafft hat.

Wir wissen um die Herausforderung einer Abgrenzung zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Prostitution. Dennoch lehnen wir den Ansatz des Nordischen Modells ab und wollen nicht jede Sexarbeiterin und jeden Sexarbeiter pauschal als Opfer ihrer selbst sehen. Wir setzen uns für die Rechte selbstbestimmter Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen ein.

Quelle: Webseite der FPD

LINKE

Im Wahlprogramm findet sich keine konkrete Aussage zum Thema Prostitutionspolitik. Jedoch hat Heidi Reichinnek, die zuständige Sprecherin der LINKEN, auf eine Anfrage bei Abgeordnetenwatch geantwortet:

„Ein Sexkaufverbot ist aus Sicht der Linken nicht der richtige Weg, um Zwangsprostitution und Menschenhandel zu verhindern. Vielmehr muss es darum gehen, Sexarbeitende vor Gewalt und Missbrauch zu schützen und ihnen einen gleichberechtigten Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung und anderen sozialen Rechten sicherzustellen. Auf keinen Fall darf die Lösung darin liegen, Sexarbeit mit Menschenhandel oder/und Gewalt gegen Frauen gleichzusetzen. Anstatt Sexarbeitende durch ein „Sexkaufverbot“ zu kriminalisieren, müssen wir die Existenzängste und die Lebenslagen der Betroffenen, die keine Alternative zur Prostitution haben, in den Mittelpunkt zu stellen.“

Quelle: Abgeordnetenwatch

AfD

Sexarbeit ist kein Thema, das die AfD in ihrem Wahlprogramm aufgreift. Rein grundsätzlich ist die Einstellung durchaus liberal, wie Stephan Brandner auf Abgeordnetenwatch schreibt:

„Durch ein generelles Verbot von Prostitution wird der Menschenhandel nicht bekämpft werden können. Das ‚Nordische Modell‘ kann sicherlich zu einem Rückgang der Prostitutionsausübung insgesamt führen. Allerdings würde ein Verbot nur zu einer Verdrängung in andere Länder und zu einem Abtauchen in die Illegalität führen, [...] Für einen effektiven Kampf gegen Zwangsprostitution ist somit die gegenteilige Strategie ratsam: die vollständige Legalisierung und gesellschaftliche Anerkennung von Prostitution (,Sex-Arbeit‘) auf freiwilliger Basis.

Quelle: Abgeordnetenwatch

Allerdings hat die AfD wiederholt durch ihre Politik rassistische, sexistische, queer- und insbesondere transfeindliche Positionen vertreten. Das sind genau die Menschen, die vorrangig in der Rotlichtszene arbeiten. Eine gut informierte Wahlentscheidung ist wichtig, um diese Gruppen zu schützen.

BSW

Das Bündnis Sahra Wagenknecht hat keinen offiziellen Standpunkt zum Thema Sexarbeit im Wahlprogramm. Die Namensgeberin und Bundesvorsitzende hat sich jedoch in einem Interview mit der EMMA für die Freierbestrafung ausgesprochen:

Wir führen die Freier-Bestrafung ein. Die Liberalisierung von Prostitution hat zur Normalisierung des Frauenkaufs beigetragen, der für einen Großteil der Frauen Zwang, Gewalt und Ausbeutung bedeutet. Wir unterstützen ein Sexkaufverbot in Anlehnung an das Nordische Modell.“

Quelle: EMMA 1/25 (Januar/Februar) via den BesD

Fazit: Sexkaufverbot verhindern, Sexarbeit entkriminalisieren

Die Rechte von Prostituierten und anderen Tätigen im Bereich der Sexarbeit stehen in dieser Wahlperiode nicht im Fokus – und gerade deswegen könnte es passieren, dass eine Verschärfung der Gesetze gibt.

2022 sollte es eine erste Überprüfung des Prostituiertenschutzgesetzes von 2017 geben. Bisher ist noch kein Bericht dazu erschienen. Spätestens am 1. Juli 2025 sollen die Ergebnisse der Evaluation dem Deutschen Bundestag vorliegen. Deswegen steht in den Wahlprogrammen von 2025 bei den meisten Parteien recht wenig zum Thema – sie halten sich bedeckt, um auf die Ergebnisse der Studien zu reagieren.

Unabhängig davon, wie die Evaluation ausfällt: Berufsverbände für erotische Dienstleistungen warnen vor einem drohenden Prostitutionsverbot oder einer Verschärfung der Gesetze. Die Folgen für die Menschen im Rotlichtgewerbe könnten gravierend sein: mehr Unsicherheit, mehr Gewalt, mehr Ausbeutung.

Wenn du das verhindern willst, bleibt nur der Gang ins Wahllokal. Am 23. Februar finden die vorgezogenen Bundestagswahlen in Deutschland statt. Geh wählen! Danach sind wir gerne wieder für dich da, um die besten Locations in deiner Nachbarschaft zu finden. 😉

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Über den Autor

Max

Hey, ich bin Max, dein Redlight Guide und Reiseleiter in die Welt der erotischen Angebote! Bei mir bekommst du Antworten auf deine brennenden Fragen rund um Paysex, erotische Unterhaltung und sexuelle Dienstleistungen. Ohne Scham, ohne Vorurteile und ohne Stammtischweisheiten! Meine Abenteuer finanziere ich mit einem langweiligen Bürojob. Privat genieße ich die Freiheit einer offenen Beziehung mit Sophie, meiner bezaubernden Co-Autorin.